Siegerliste (denn alle erbrachten hier Leistungen, die eine Würdigung verdienen): Der Text des Zertifikates zum Download.
LATEIN LANGFORM:

1. KODER Michael (Aeneas) BG / BRG 3, Kundmanngasse Wien
2. SCHWAMEIS Christoph (Euander) BG / BRG Bruck / Leitha Niederösterreich
3. POYER Fiona (Pallas) BG / BRG Baden, Frauengassse Niederösterreich


AUGSCHÖLL Julia (Helenus) Fallmerayer Realgymnasium, Brixen Südtirol
BLODER Bernhard (Dido) BG / BRG Gleisdorf Steiermark
DINHOF Nikolaus (Creusa) BG Neusiedl / See Burgenland
EIGNER Isabella (Anna) BG Tanzenberg Kärnten
FARKAS Sebastian (Ascanius) Gymnasium Oberschützen Burgenland
FUCHS Günter (Iuturna) BG Bregenz, Blumenstrasse Vorarlberg
GOLDBERGER Marie-Antoinette (Latinus) BG Schärding Oberösterreich
HASLINGER Magdalena (Turnus) Kollegium Kalksburg Wien
KREUML Andreas (Achates) Borromäum Salzburg Salzburg
PERNSTICH Angelika (Euryalus) Humanistisches Gymnasium Walter von der Vogelweide, Bozen Südtirol
SCHATZMANN Marion (Sibylla) BG Feldkirch Vorarlberg
SCHAUER Johannes (Palinurus) BG / BRG Steyr Oberösterreich
SCHURZ Patrick (Mezentius) Ingeborg Bachmann Gymnasium, Klagenfurt Kärnten
TSCHIGGERL Christoph (Anchises) BG / BRG Leibnitz Steiermark
WITTMANN Katharina (Nisus) St. Ursula, Salzburg Salzburg



LATEIN KURZFORM:

1. HAAS Larissa (Neptunus) BG Dornbirn Vorarlberg
2. TRAUPMANN Thomas (Isis) BG Oberschützen Burgenland
3. HUBER Florian (Iuno) BRG Innsbruck Tirol


ACHBERGER Eva (Iuppiter) Sacré Coeur Bregenz Vorarlberg
AUGUSTIN Melissa (Vesta) BG Nonntal Salzburg
HELLWAGNER Martin (Minerva) BG / BRG Mössingerstraße, Klagenfurt Kärnten
HENDLER Maria-Luise (Saturnus) BORG Jennersdorf Burgenland
KAZIANKA Lukas (Pluto) BG / BRG Leoben neu Steiermark
MARCIK Kurt Paul (Faunus) BRG Waidhofen / Ybbs Niederösterreich
PICHLER Birgit (Bacchus) Akademisches Gymnasium Graz Steiermark
PASTERK Roland (Amor) Alpen-Adria Gymnasium Völkermarkt Kärnten
PIRINGER Daniel (Venus) BG Stockerau Niederösterreich
RENDL Jakob (Mars) BG Kenyongasse Wien
SCHLÖGL Philipp (Ianus) BG Amerlingstraße Wien
STADLER Sarah (Aesculapius) BG / BRG Bad Ischl Oberösterreich



GRIECHISCH:

1. HOFBAUER Philipp (Odysseus) BG Wasagasse Wien
2. DI STOLFO Paolo (Aias) Privatgymasium der Herz Jesu Missionare Salzburg Salzburg
3. WEISS Lukas (Hektor) Franziskanergymnasium Bozen Südtirol


BSTEH Daniel (Briseis) Privatgymnasium Liefering Salzburg
GANSINGER Simon (Kassandra) Petrinum Linz Oberösterreich
GERSTBAUER Johanna (Paris) BG / BRG Piaristengasse Niederösterreich
HABRINGER Stefan (Hekabe) Petrinum Linz Oberösterreich
KRUCHIO Bendek (Nestor) Schottengymnasium Wien
LERCHBAUMER Markus (Patroklos) BG Tanzenberg Kärnten
MEIXNER Florian (Antenor) Bischöfliches Gymnasium Graz Steiermark
PRÜLLER Maximilian (Agamemnon) BG / BRG Piaristengasse Niederösterreich
RIEGER Alexandra (Kalchas) Bischöfliches Gymnasium Graz Steiermark
STIEGER Constantin (Menelaos) BG Tanzenberg Kärnten



BESTE NIEDERÖSTERREICHER (Sonderpreis der NÖN):

Latein Langform: SCHWAMEIS Christoph (Euander) BG / BRG Bruck / Leitha
Latein Kurzform: PIRINGER Daniel (Venus) BG Stockerau
Griechisch: PRÜLLER Maximilian (Agamemnon) BG / BRG Piaristengasse



DIE SIEGERÜBERSETZUNGEN

Ovid, Amores II 15

Ovid möchte der Ring sein, den er seiner Geliebten zum Geschenk macht.

Anule, formosae digitum vincture puellae,
in quo censendum nil nisi dantis amor,
munus eas gratum; te laeta mente receptum
protinus articulis induat illa suis.
Tam bene convenias, quam mecum convenit illi,
et digitum iusto commodus orbe teras!
Felix, a domina tractaberis, anule, nostra:
invideo donis iam miser ipse meis.
O utinam fieri subito mea munera possem
artibus Aeaeae Carpathiive senis!
Tunc ego, si libeat dominae tetigisse papillas
et laevam tunicis inseruisse manum,
elabar digito, quamvis angustus et haerens,
inque sinum mira laxus ab arte cadam.
Idem ego, ut arcanas possim signare tabellas
neve tenax ceram siccaque gemma trahat,
umida formosae tangam prius ora puellae.
Tantum ne signem scripta dolenda mihi!
Si trahar, ut condar loculis, exire negabo,
adstringens digitos orbe minore tuos.
Non ego dedecori tibi sim, mea vita, futurus.

Interpretationsfragen:
1. Welche Verse bezeichnen den Übergang von dem Abschnitt des Gedichtes, in dem Ovid zum Ring spricht, ihn glücklich preisend, aber auch voll Neid, zu jenem Abschnitt, wo er in Gedanken selbst zum Ring geworden ist? Erläutere diesen Übergang!
2. In welchen Situationen wäre Ovid als Ring seiner Geliebten besonders nahe?

Ring, der du den Finger eines schönen Mädchens umschließen wirst, an dem nichts als die Liebe dessen, der ihn gibt, geschätzt werden soll, du sollst als schönes Geschenk von mir gehen; jene soll dich, nachdem sie dich frohen Herzens empfangen hat, sofort an ihren Finger stecken. So gut sollst du passen, wie es jener und mir passt, und du sollst durch deine richtige Größe leicht an ihrem Finger reiben! Glücklicher Ring, du wirst von meiner Geliebten berührt werden: Ich selbst, der ich jetzt schon unglücklich bin, beneide mein Geschenk. Ach wenn ich doch mittels der Fähigkeiten Kirkes oder des Meergreises Proteus plötzlich mein Geschenk werden könnte. Dann will ich, wenn es belieben sollte, die Brustwarzen meiner Geliebten zu berühren und die linke Hand unter ihre Tunika zu schieben, ihrem Finger entgleiten, wenn ich auch eng bin und (zunächst) stecken bleibe, und, wenn ich durch meine wunderbare Geschicklichkeit gelöst bin, auf ihre Brust fallen. Außerdem werde ich als Ring, damit ich geheime Schriftstücke mit dem Siegel versehen kann und kein fest haltender und trockener Siegelring das Wachs mit sich zieht, vorher den feuchten Mund des schönen Mädchens berühren. Auf dass ich nicht nur Schriftstücke, über die ich traurig sein muss, mit dem Siegel versähe! Wenn ich (vom Finger) abgenommen werden sollte, um in einem Kästchen verwahrt zu werden, werde ich mich weigern fortzugehen, indem ich deine Finger mit einer kleineren Größe einschnüren werde. Ich möge dir zukünftig keine Schande bringen, mein Leben.

Interpretationsfragen:
1) Zunächst spricht der Dichter in den Versen 7 und 8 den Ring an und nennt ihn einerseits glücklich, gibt andererseits aber auch zu, wie sehr er das Schmuckstück um sein Glück beneidet. Im nächsten Vers beginnt der Übergang vom Ansprechen des Ringes zu der Passage, wo er sich gedanklich in den Ring hineinversetzt, wobei der Dichter wünscht, er selbst könnte als Ring an der Hand seiner Geliebten stecken. Ovid leitet diesen Übergang mit einem Wunsch ein (o utinam), der zwar momentan nicht Realität ist, aber durchaus noch Wirklichkeit werden könnte (Konjunktiv Imperfekt). Einerseits baut Ovid in die Verse 9 und 10 Stilmittel ein, wie z.B. die Alliteration mea munera oder die Assonanz artibus Aeaeae, andererseits bedient er sich der Mythologie (Erwähnung von Kirke und Proteus), um seinen Wunsch bzw. dessen Stärke (Stilmittel) zu verdeutlichen. Er macht den Leser nämlich erst an dieser Stelle (Vers 10) klar, dass er nicht anderes als eine Verwandlung in den Ring wünscht, was ja aus dem Vers 9 nicht zweifelsfrei hervorgeht. Den Vers 11 beginnt Ovid mit dem Ausdruck tunc, das den Leser darauf hinweist, dass er im Folgenden den Gedanken einer Verwandlung weiterspinnt und sich ausmalt, was er als Ring alles tun könnte. 2) Ovid schildert in den Versen 11-17 zwei Situationen, in denen er als Ring Vorteile hätte, da er Dinge tun könnte, die ihm sonst verwehrt blieben. Er meint, dass er, wenn er Lust danach verspüre, mit seiner Hand unter die Tunika seiner Geliebten zu fahren und deren Brust zu berühren, er sich mit ein bisschen Geschicklichkeit vom Finger des Mädchens lösen und auf ihre Brust fallen könnte, womit sein Wunsch erfüllt wäre. Die zweite beschriebene Situation bezieht sich auf das Sigeln von Schriftstücken, insbesondere von geheimen (arcanas). Ovid meint, dass er, wenn er als Sigelring fungieren sollte, zunächst den feuchten Mund des Mädchens berühren müsste, wobei er diesem dann natürlich sehr nahe wäre, damit das Wachs nicht an ihm kleben bleibt, sobald das Mädchen nach dem Aufdrücken des Sigels den Ring wieder entfernt.

Ovid, Amores II 4

Ovid liebt alle Frauen. Nach einleitenden Versen, in denen er mit sich selbst zu Gericht geht, beschreibt er verschiedene Typen von Frauen; an jeder findet er Reizvolles.

Non ego mendosos ausim defendere mores
falsaque pro vitiis arma movere meis.
Confiteor, si quid prodest delicta fateri;
in mea nunc demens crimina fassus eo.
Odi, nec possum cupiens non esse, quod odi:
Heu! quam, quae studeas ponere, ferre grave est!
Nam desunt vires ad me mihi iusque regendum;
auferor ut rapida concita puppis aqua.
Non est certa meos quae forma invitet amores:
centum sunt causae, cur ego semper amem.
Sive aliqua est oculos in se deiecta modestos,
uror, et insidiae sunt pudor ille meae;
sive procax aliqua est, capior, quia rustica non est
spemque dat in molli mobilis esse toro;
aspera si visa est rigidasque imitata Sabinas,
velle, sed ex alto dissimulare puto.
sive es docta, places raras dotata per artes;

Interpretationsfragen:
1. Worin besteht Ovids Vergehen? Was hasst er, wonach verlangt er? Beschreibe seine seelische Verfassung und zitiere dabei aus dem Text!
2. a) Welche Frauentypen beschreibt Ovid! b) Der Vers 18 ist nicht mehr zitiert. Welcher Frauentyp ist hier, als Gegensatz zu Vers 17, zu ergänzen?

Ich möchte nicht wagen lügnerische Sitten zu verteidigen und falsche (betrügerische) Waffen für meine Fehler zu bewegen. Ich gestehe (es), wenn es etwas nützt die Fehler zu gestehen; Nun, indem ich gestehe, beginne ich von Sinnen mit der Anklage gegen mich. Ich hasse, und ich kann nicht nicht verlangend sein, weil ich hasse: Wie schwer ist es das zu ertragen, was du dich bemühst aufzugeben! Denn mir fehlen die Kräfte und das Recht, um mich zu beherrschen; ich werde wie ein Schiff, das in Bewegung versetzt wurde, von reißendem Wasser fortgerissen. Es ist keine bestimmte Schönheit, die meineLeidenschaften ermuntern könnte: Es gibt hundert Gründe, warum ich immer lieben könnte. Ich brenne, sei es, dass es irgendeine ist, welche die bescheidenen Augen auf sich selbst gesenkt hat, und mein Hinterhalt ist jene Scham: Ich werde (von Liebe) erfasst, sei es dass es eine Freche ist, weil sie nicht bäuerlich ist und Hoffnung gibt in meinem weichen Bett beweglich zu sein; Wenn nun eine Wilde gesehen wurde, welche die abgehärteten Sabinerinnen nachgemacht hat, glaube ich aber, dass sie will, aber es in der Tiefe des Herzens versteckt. Oder wenn du gebildet (bist) und reich ausgestattet durch außergewöhnliche Künste (Kunstfertigkeiten) bist, gefällst du mir.

Interpretationsfragen:
1) Ovid möchte keine lügnerischen Bräuche verteidigen und er vertritt klar die Meinung, dass man nur Fehler zugeben soll, wenn es etwas nützt sie zu gestehen. Er hasst es, auf die Frau, die er über alles liebt, zu verzichten, denn er hat keine Kraft mehr sich selbst zu beherrschen (Vers 7: Nam desunt vires ad me mihi iusque regendum.) Ovid teilt uns mit, dass es unmöglich ist zu existieren ohne etwas zu verlangen (Vers 5: …nec possum cupiens non esse) Sein Gemütszustand ist nicht gerade auf dem Höhepunkt, er erleidet eher einen Tiefpunkt. Er fühlt sich selbst, wie ein Schiff, das von reißendem Wasser weggerissen wird (peiorative Wirkung im Vers 8: … auferor ut rapida concita puppis aqua) Er besitzt kein genaues Motiv für seine Traumfrau, am liebsten hätte er immer wieder unterschiedliche Typen, da er an allen etwas Interessantes und Reizendes findet (Vers 10: centum sunt causae, cur ego semper amem). Mit einigen Stilmitteln möchte er seine Gefühle noch verdeutlichen (z.B. Vers 3: Synonymie „confiteor…fateri“, Vers 14: Alliteration „molli mobilis“). 2a) Im Text hat Ovid folgende Frauentypen beschrieben: • Eine sehr erotische. Bei ihr brennt er aus Liebe. • Eine freche, übermütige (procax), die keinesfalls langweilig (non rustica) und einfältig ist. Ovid hofft bei ihr, dass sie in ihrem weichen Bett wilde Liebesnächte mit ihm ausübt. • Die Wilde, die sich nach außen hin immer stark und grob präsentiert, ist aber im Inneren ihres Herzens ganz und gar nicht rauh. Sie hat ein weiches Herz, versteckt jedoch ihre Gefühle unter ihrer wilden Fassade (aspera, rigida, pectus bonum) • Die Gelehrte: Sie ist sehr gebildet und hat seltene, außergewöhnliche Kunstfertigkeiten (artes rarae, doctos). Hat den Ruf einer äußerst klugen Streberin. 2b) Die unabhängige Unanständige: sie würde niemals einen Cent für Bildung zahlen. Ihr Lebensziel ist es glücklich und unabhängig zu sein. Am liebsten reist sie planlos durch die Welt und ist für wilde, spontane Aktion zu haben. Sie genießt Tag für Tag und macht sich keine Sorgen, was in einem Monat geschehen wird. Einen Beruf hat sie niemals erlernt. Stammt wahrscheinlich aus armem Hause (non docta, laeta, numquam consilia habet, fruitur vita pulchra, ei non multum divitiarum est).

Semonides von Amorgos

Das Streben des Menschen hat keinen Erfolg. Was auch immer er tut, Not, Krankheit und Tod kommen über ihn, ehe er sein Ziel erreicht.

Ὦ παῖ, τέλος μὲν Ζεὺς ἔχει βαρύκτυπος
πάντων, ὅσ᾿ ἔστι, καὶ τίθησ᾿, ὅκῃ θέλει.
νοῦς δ᾿ οὐκ ἐπ᾿ ἀνθρώποισιν· ἀλλ᾿ ἐφήμεροι
ἅ δὴ βοτὰ ζόουσιν, οὐδὲν εἰδότες,
ὅκως ἕκαστον ἐκτελευτήσει θεός.
ἐλπὶς δὲ πάντας κἀπιπειθείη τρέφει
ἄπρηκτον ὁρμαίνοντας.
φθάνει δὲ τὸν μὲν γῆρας ἄζηλον λαβόν,
πρὶν τέρμ᾿ ἵκηται· τοὺς δὲ δύστηνοι νόσοι
φθείρουσι θνητῶν· τοὺς δ᾿ Ἄρει δεδμημένους
πέμπει μελαίνης Ἀίδης ὑπὸ χθονός.
οἱ δ᾿ ἐν θαλάσσῃ λαίλαπι κλονεόμενοι
καὶ κύμασι πολλοῖσι πορφυρῆς ἁλὸς
θνῄσκουσιν, εὖτ᾿ ἄν μὴ δυνήσωνται ζόειν.
οἱ δ᾿ ἀγχόνην ἅψαντο δυστήνῳ μόρῳ
καὐτάγρετοι λείπουσιν ἡλίου φάος.
οὕτω κακῶν ἄπ᾿ οὐδέν. ἀλλὰ μυρίαι
βροτοῖσι κῆρες κἀνεπίφραστοι δύαι
καὶ πήματ᾿ ἐστίν. εἰ δ᾿ ἐμοὶ πιθοίατο,
οὐκ ἄν κακῶν ἐρῷμεν οὐδ᾿ ἐπ᾿ ἄλγεσιν
κακοῖς ἔχοντες θυμὸν αἰκιζοίμεθα.


Interpretationsfragen:
1. Welche Arten menschlichen Unglücks und Scheiterns nennt Semonides? Fasse zusammen und zitiere Wesentliches aus dem Text!
2. Nenne aus dem Text drei Beispiele für nicht attische Formen und ein Beispiel für eine typisch homerische Wendung!

Oh Kind, der Heftigdonnerer Zeus beendigt ja alles, was es gibt, und macht es, wie er will. Die Einsicht liegt nicht in der Menschen Hände: vielmehr leben sie als Eintagsgeschöpfe gar wie das Weidenvieh, wissen nichts davon, wie der Gott einem jeden ein Ende setzen wird. Hingegen nährt die Hoffnung und das Vertrauen alle, die nach Unmöglichem trachten. Den einen nimmt das leidige Alter eher ein, bevor er seinen Höhepunkt erreichen kann; Andere von den Sterblichen raffen unglückselige Krankheiten dahin. Wieder andere, die dem Ares erlegen sind, schickt Hades unter die schwarze Erde. Die einen fliehen vor einem Sturm auf dem Meer umher und kommen in den zahlreichen Wogen der purpurnen See um, falls sie es nicht schaffen sollten fortzuleben. Die anderen haben ob ihres unglückseligen Loses den Strick ergriffen und verlassen freiwillig das Tageslicht. So bleibt der Übel keins erspart. Sondern abertausende Missgeschicke und unvermutete Qualen und Unheile fallen den Sterblichen zu. Wenn es nach mir ginge, sollten wir nicht vom Schlechten reden noch uns quälen indem wir den Sinn auf die üblen Leiden richten.

Interpretationsfragen:
1) Semonides beklagt Leute, die das Alter erreicht, ehe sie ihre gesteckten Ziele erreicht haben (V.8), das Siechtum allgemein, dann diejenigen, die im Kampf fallen (V.10/11) Während manche einen Seesturm sehen, manche nicht überleben (V.12/13), macht ein anderer sich selbst den Henker (V.15/16) wegen des unglücklichen Schicksals: Zeus setzt nämlich allem ein Ende. Pessimist wird, wer sich das ständig selbst vor Augen führt. 2) Eine typische homerische Wendung findet sich in V.17, bei Homer gibt es viele Präpositionen statt Komposita.